Dienstag, 1. Oktober 2024

Akquisitionsmodelle – Rebel Without a Cause

Eines der kurioseren Phänomene in der Fitnessbranche sind Firmen, deren einziges Ziel es ist, zu wachsen. In der Natur gibt es das selbstverständlich auch, in Form der Algenpest beispielsweise. In der Finanzbranche nennt man sie Buy-and-Build. Unglaubliches Geld wird verdient, wenn gut geführte Firmen weniger gut geführte aufkaufen. Sowohl die Margen als auch die Dienstleistung können so verbessert werden. Es ist eine rundum gute Idee. Im Prinzip. Denn in der Fitness funktioniert dies selten. Dabei hat es an Versuchen nicht gemangelt. Warum ist so es schwierig, auf die Fitness zu übertragen, was in anderen Branchen so einfach ist? Niederlassungen kaufen, eine größere Firma zusammenbasteln, weiterverkaufen.

Funktioniert hat dies in gewissem Umfang in der Schweiz. Dort ist die Fitnessbranche erfolgreich, weil Schweizer Krankenkassen eine feste Kopfprämie für Fitnessclub-Mitgliedschaften zahlen. Die Schweiz war daher lange ein Schlaraffenland für die Branche und somit auch für Buy-and-Build-Konzepte darin. 

In Deutschland ist das anders. Hier sind Buy-and-Build-Modelle am laufenden Band gescheitert. Dies hat mehrere Gründe. Einer ist, dass die Branche wettbewerbsintensiv und stark zersplittert ist. Die Umsetzung eines Buy-and-Build ist mühsam, wenn die Firmen, welche eingesammelt werden sollen, hartem Wettbewerb ausgesetzt und klein sind. Des Weiteren fehlt es an fähigen Managern. Dies erhöht im Laufe der Zeit die Zentrifugalkräfte. Der letzte und wohl wichtigste Grund ist, dass Fitnessclubs Retailgeschäfte sind. Diese erfordern stets erhebliches Können und Liebe zum Detail. Wie in der Mode verbreiten sich auch in der Fitness neue Trends rasend schnell. Schon für richtig gute Manager ist es anspruchsvoll, den Fokus auf derart dynamische Geschäfte aufrecht zu erhalten, wenn ständig neue Anlagen gekauft und integriert werden müssen. Den Fitnessmanagern hierzulande ist dies reihenweise misslungen, bisher zumindest.

Im Vorfeld des Scheiterns sieht es typischerweise so aus: Ein überfordertes Management erhöht die Wachstumsgeschwindigkeit, um Stärke zu zeigen. Die Menschen in den weit entfernten Büros der Finanzinvestoren bekommen den damit verbundenen Qualitätsverlust nicht mit. Auch weil er ihnen im Grunde egal ist, denn der Verkauf steht ohnehin bald an. Doch in eben diesem Augenblick streiken die Käufer. Der Prozess scheitert, wird neu aufgesetzt, scheitert erneut. Diese Firmen jedoch wurden nicht für die Ewigkeit geschaffen. Sie waren, wie man im Textilhandwerk sagt, mit der heißen Nadel genäht. Emotionen kochen hoch. Finanzer beschuldigen Manager und vice versa. Man trennt sich im besten beiderseitigen Einvernehmen. Leider hat der Nachfolger noch weniger drauf. Das Kartenhaus kollabiert.

Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Es gibt neue Ansätze und fähige Manager, die in der Branche etwas bewegen möchten. Wir sind gespannt, ob es diesmal klappt. Denn auch in der Fitness ist natürlich alles möglich. Falls sie wissen, was sie tun. Es lohnt sich wahrscheinlich, einen James Dean-Klassiker aus dem Jahr 1955 erneut anzuschauen. Dort fahren wagemutige Teenager in den Schlitten ihrer Eltern auf den Abgrund zu, um kurz vorher herauszuspringen. Operatives Können und Risikobereitschaft sollen so unter Beweis gestellt werden. Nicht immer klappt es. Der Film beweist jedoch, dass das Konzept des Buy-and-Build deutlich älter ist als die Fitnessbranche. 


Fitnessgetränke – Dein Fallschirm und dein Rettungsboot

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