Montag, 1. April 2024

Clubdesign – Das Leben ist eine Baustelle

Jeder kennt diese Szene. Der Eigentümer war als junger Mensch in Griechenland und hat sich verliebt. Das Essen, die Leute, blauer Himmel, gekalkte Hütten. Mama Mia eben. Später, gemeinsam mit seiner Frau, geht er einkaufen. Aber nicht alles passt ins Reisegepäck. Also kommt das Zeugs irgendwann als Lieferung nach Deutschland. Palettenweise Bilder, Amphoren, Statuen, Schnitzereien, Flaggen, Fischernetze, Korkschwimmer, getrocknete Seesterne und Muscheln. Zum Glück sind es meist Restaurants, die dieses Schicksal ereilt, wo es Ouzo gibt. Aber auch Cafés, Friseure, Spielhallen und Saunen trifft es manchmal, und dort ist es deutlich schwieriger zu ertragen. Der englische Begriff, theme location, klingt besser, kann das Problem aber nicht lösen.

Auch in der Fitness gibt es solchen Themen. Einige Clubs sehen aus wie ein Edelfriseur oder wie diese Designerläden am Flughafen. Glatte Oberflächen, indirekt beleuchtet, perfekt durchgestylt, bitte nicht anfassen. Es gibt zudem Öko, Asia, Belle Époque, Flower Power, Popart, Opas Turnhalle, Rugged, Gothic, Mad Max, Graffiti, Street Style, Riffelblech und Schwarz. Mit Letzterem ist gemeint: schwarzer Boden, schwarze Wände, schwarze Decke, schwarze Möbel, schwarze Computer, schwarze Trainingsgeräte, schwarze Arbeitskleidung. Es ist so schwarz, dass Sie ein Kleinkraftwerk im Keller betreiben können, ohne bei voller Beleuchtung Ihre Schuhe sehen zu können. Dann gibt es noch RAL-Farben und natürlich bunte Mischungen aus alledem. 

Man bekommt Kopfschmerzen, wenn man nur anfängt, über dieses Thema nachzudenken. Bei uns dominieren RAL Farben. Nicht weil wir die mögen. Der Kollege meint, muss man nachstreichen können. Die Wahrheit ist, dass uns einfach noch nichts Besseres eingefallen ist. Also halten wir es mit dem Architekten, dessen letzte Worte auf dem Sterbebett bekanntlich lauteten: Da müssen wir noch was ändern.


Freitag, 1. März 2024

Maschinen – A River Runs Through It

Professionelle Fitnessgeräte, in der Branche auch Maschinen genannt, prägen den ersten Eindruck beim Betreten eines jeden Fitnessclubs. Große und gut sortierte Clubs haben rund 180 Stück davon. Nicht wenige Menschen glauben, dass diese Maschinen die Köder sind, welche Betreiber auswerfen, um Fitnessinteressierte an die Angel zu bekommen. Für das bisschen Sport benötigt man ja wohl nicht solche Mengen von Metall? Doch diese Infrastruktur, die Trainingseinsteiger zunächst überwältigt und verunsichert, hat einen anderen Zweck: Sie schützt Trainierende vor sich selbst.

Drei Dinge haben fast alle Maschinen in Fitnessclubs gemeinsam, sie sind tonnenschwer, ergonomisch hochentwickelt und teuer. Die ersten dieser Maschinen wurden 1850 von dem schwedischen Arzt Gustav Zander entwickelt. Alte Bilder davon anzuschauen, mit Trainierenden in Korsett, bodenlangen Kleidern, zugeknöpfter Weste und gebundener Fliege, ist lustig. Ein kommerzieller Erfolg waren diese Maschinen zunächst nicht, weil sie als Heimtrainer für das gehobene Bürgertum vermarktet wurden. Damals wie heute sind Fitnessmaschinen hierfür jedoch zu klobig und teuer.

Tatsächlich hatte der gesamte Markt für Heimtrainer einen schweren Start. Ein frühes Gerät dieser Kategorie wurde bereits 1889 von einem Amerikaner aus St. Louis patentiert, der A. A. Whitely Exercising Apparatus. Dieser fand jedoch erst ab 2005 in vereinfachter Form unter der Marke TRX seine wohlverdiente Verbreitung. Dieses günstige und vielseitige Gerät kann prinzipiell ein Dutzend schwere Fitnessmaschinen ersetzen. Doch es birgt für Fitnessenthusiasten leider auch einige Risiken, denn es erfordert Trainingserfahrung und Körperkontrolle. Die Verletzungsgefahr bei der Nutzung von Heimtrainern ist einer der wesentlichen Gründe, aus denen Fitnessclubs jedes Jahr Millionen von Euro für professionelle Maschinen ausgeben. Diese ermöglichen ein abwechslungsreiches und herausforderndes Training mit minimalem Risiko der Verletzung. Fitnessclubs sind deshalb aus sportmedizinischer Sicht der Gegenpol zu Bolzplatz und Skipiste.

Funktional spielt es kaum eine Rolle, welche Marken Sie für die Einrichtung Ihres Fitnessclubs verwenden. Die Geräte der bekannten Hersteller sind durchweg hochwertig und empfehlenswert. Sie müssen sich selbstverständlich entscheiden, ob Sie einen einzigen Hersteller nutzen oder auf Spezialisten wie Hammer, Wolff, Swinn oder Milon setzen möchten, welche nur Teilbereiche bestücken können. Spezialisten sind tendenziell innovativer und können für einige Jahre das beste Geräte in einer bestimmten Kategorie anbieten. Doch dieser Wettbewerbsvorteil nivelliert sich rasch, weil die Gerätehersteller zum Nutzen aller Anwender natürlich kopieren, was das Zeug hält. Ein großer Nachteil von Spezialisten ist die Wartung. Hier haben große Anbieter die Nase vorn, denn sie besitzen etablierte und eng geknüpfte Servicenetze. Es verärgert Ihre Mitglieder zu Recht, wenn beliebte Geräte über längere Zeit defekt sind, weil ein Ersatzteil nicht verfügbar oder der Techniker erst wieder nächste Woche in der Gegend ist. 

Alle Geräte unterliegen einem nutzungsbedingten Alterungsprozess, der von der Anzahl der Trainierenden und Sorgfalt ihrer Pflege abhängt. Geräte für das Ausdauertraining haben in gut laufenden Anlagen eine sinnvolle Nutzungsdauer von 8-12 Jahren, bei Kraftgeräten liegt diese zwischen 10 und 15 Jahren. Der Maschinenpark eines größeren Clubs kostet bei Neuanschaffung zwischen 500.000 und 700.000 Euro. Zwei Jahre Garantie sind üblich, drei verhandelbar. Es kann sinnvoll sein, nicht alle Geräte, die Ihr Club bei Vollauslastung benötigt, bereits zur Eröffnung anzuschaffen. Manche Betreiber bevorzugen es, die Anzahl ihrer Maschinen parallel zur Anzahl der Nutzer wachsen zu lassen. Dagegen spricht, der erhöhte organisatorische Aufwand, welcher mit einer zeitlich gestaffelten Anschaffung, kleinteiligem Transport und der laufenden Auf- und Umstellung von Geräten verbunden ist. Dafür spricht, dass Ersatzinvestitionen später nicht in großen Wellen auf Sie zurollen, sondern sich in einen stetig fließenden Bach verwandeln. Nicht zu unterschätzen ist zudem die positive Stimmung, welche sich bei Mitgliedern und Mitarbeitern einstellt, wenn Sie die örtlichen Trainingsmöglichkeiten in Abstimmung mit den Beteiligten laufend verbessern.

Vermutlich sollten bei dieser Entscheidung weder finanzielle noch technische Aspekte im Vordergrund stehen. Dies gilt im Angelsport selbstverständlich auch. Unabhängig von der dort investierten Zeit und den Anschaffungskosten Ihrer Ausrüstung kann es passieren, dass Sie samstagfrüh unrasiert und müde beim Fischladen vorbei müssen, um mit der Familie abends feiern zu können. Auch in der Fitness spielt die Hardware keine große Rolle für Ihren Erfolg. Der beste Fitnessclub in Ihrer Stadt ist vermutlich nicht derjenige, welcher die breiteste Ausstattung besitzt. Ebenso wenig haben Robert Redford und Brad Pitt 1992 beim Fliegenfischen im Blackfoot River auf überlegene Technik gesetzt. Sie hatten verstanden, dass es gewöhnlich menschliche Kreativität ist, die aus einem Handwerk eine Kunst macht.



Donnerstag, 1. Februar 2024

Krankenkassen – Tainted Love

Wale leben von Plankton und anderen kleinen Meeresbewohnern. Die meisten davon kommen nicht mehr heil aus dem Walbauch heraus. 2.200 Tonnen Zooplankton zieht ein durchschnittlicher Grönlandwal jährlich durch seinen Verdauungstrakt. Die Stückzahl hat bei 0,2 Milligramm aschefreiem Trockengewicht pro Plankton jede Menge Nullen. Kann so in der Form kaum einer ausrechnen, auch weil der Wasseranteil nur näherungsweise zu bestimmen ist. Hängt halt mit am Salzgehalt und Gasanteil der Tiefenschicht, in der die Jungs eingesaugt werden. Aber Schwamm drüber. Analog hierzu sind Kontakte zu Fitnessinteressierten die Lebensgrundlage eines Sportclubs. Doch diese Menschen kommen völlig freiwillig durch die Tür und sind, wenn sie den Club nach einigen Jahren wieder verlassen, in deutlich besserem Zustand als vorher. Der Fitnessclub ist also ohne jeden Zweifel ein sinnvollerer Aufenthaltsort als ein Walbauch. Selbst wenn Sie Jona oder Pinocchio heißen, die es wieder raus geschafft haben. 

Doch solche Argumente überzeugen nur Wenige. Das sieht man an der geringen Beteiligung am anlagengebundenen Sport. Nur etwa 10,3 Millionen Personen waren bei uns Ende 2022 in einem Fitnessclub angemeldet, schätzt der zuständige Verband. Mit Blick auf die Alterung der Bevölkerung und unser fragiles Rentensystem ist das besorgniserregend. Auch Herz-Kreislauf-Störungen, Fettleibigkeit, Thrombose und Diabetes verbreiten sich aus diesem Grund rascher als nötig. Paradoxerweise ist seit 2019 unsere sporttreibende Bevölkerung um rund 1,4 Millionen Personen geschrumpft. Mit großem medialem Aufwand wurde den Menschen zwischenzeitlich empfohlen, nichts zu tun. Herumzusitzen, fernzusehen, nicht auf die Straße zu gehen. Das Arbeiten wurde verboten. Fitnessanlagen und Vereine geschlossen. Golfplätze sogar und Schachclubs. Man sollte nicht mit dem Boot fahren. Stand-Up-Paddling, zu riskant. Ja, geht’s noch? All das, obwohl ein aktiver Körper mit infektiösen Angreifern natürlich besser zurechtkommt als ein inaktiver. Kam dann später eine Kampagne zur Sportförderung? Endlich, jetzt aber ran an den Speck! Eher nicht. Haben wir zumindest nicht mitbekommen.

Dann sind da noch die Krankenkassen, welche manchmal auch Gesundheitskassen heißen. Leider haben nur wenige von denen verstanden, dass es in ihrem eigenen und dem Interesse ihrer Mitglieder liegt, die Ausübung von Sport zu fördern. Einige Betriebskrankenkassen tun dies, gewähren einen jährlichen Rabatt von 200 Euro oder mehr, solang Versicherte nachweislich trainieren. Datenschutz hin oder her, an der Theke stempeln wir in dem Fall so Zettel ab wie in den 70ern eine Trimmspirale vom Deutschen Sportbund. Macht Spaß. Doch für die meisten Kassen müssen Sie bewegungsunfähig sein, um einen Zuschuss zu Ihren Sportausgaben zu bekommen. Als ob es dann noch viel bringen würde. All das ist schade und völlig unnötig, wie uns die Schweizer zeigen. Die sind seit Jahren erfolgreich mit Sportförderung durch Krankenkassen. Aber natürlich haben die Berge. Da ist es klar, dass man ganz ohne Sport nicht weit kommt. Wir fördern jetzt Elektroautos, wohl um denselben Punkt zu machen. Die kommen ja auch nur bis zur nächsten Ecke. Ist einen Versuch wert.

Bei jungen Leuten spielen unsere Kassen Mäuschen. Bloß nicht melden, sonst kommen die noch auf Ideen, Geschlechtsumwandlung auf Rezept und so. Alte werden gern mit Medikamenten ruhiggestellt. Über den Zusammenhang zwischen Bewegung und Bluthochdruck, Schwindel, Rückenschmerzen oder Spaß an der Entwicklung des eigenen Körpers und Selbstwertgefühl schweigen die sich aus. Termin in der Praxis wieder Mitte nächsten Jahres. Sinnvolle Anreize sucht man in ihren Broschüren vergeblich. Kommt von denen mal ein Brief, dann geht es um Tariferhöhungen. Für ein sportlich aktives Leben nehmen die Kassen bei uns also dieselbe Position ein, wie bei Kafka der Wachmann am Tor zum Gesetz: Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Ein großer Sportler war Kafka natürlich auch nicht, aber er konnte wenigstens schreiben.

Wir bleiben derweil hoffnungsfroh und warten geduldig darauf, dass die Leute bei den Öffentlich-Rechtlichen, Kassen oder Ämtern irgendwann aufwachen und einen Heureka-Moment haben: Sport, das ist es!


Montag, 1. Januar 2024

Fitnessmagazine – Und täglich grüßt das Murmeltier

Wir schwören: Nie haben wir irgendwo geklickt, unsere Adresse eingetragen oder leichtsinnig eine Visitenkarte rausgegeben, die dies hätte auslösen können. Fitnessmagazine. Kommen jeden Monat, mehrere, können Sie die Uhr nach stellen. Die Titel brauchen Sie gar nicht anzusehen. Sind alle, nett gesagt, sehr ähnlich. Marke, Monat, Jahr, egal. Als könnten Sie durch die Pappe schauen. Inhalt bekannt, noch bevor Sie vom Briefkasten zurück in der Wohnung sind. 

Zunächst mal die Form der Auslieferung. Alle reden über Digitalisierung, aber die Dinger kommen physikalisch. Würden die per Email geliefert, ein fettes PDF oder so eine Webseite, wo man durchblättert, klar, dann könnte man Junk-Mail einstellen und aus die Maus. Aber nein, die kommen gedruckt. Wir haben hier fünf Briefträger, in einem guten Monat. Kommen zum Teil, wenn man noch schläft. Denen können Sie nicht einzeln erklären, dass sie die Teile nicht einwerfen, sondern wieder mitnehmen sollen. Würde sowieso keine Begeisterungsstürme auslösen. Gerade diese Dinger gehen ja aufs Kreuz. Ist also keine realistische Option.

Dann das Material. Woraus sind die eigentlich? Plastikfolie, klar, kommt in den Wertstoffeimer, obwohl kein Logo vom Grünen Punkt drauf ist. Das fühlt sich einfach richtig an. Produktproben, eingesteckte Flyer und so, wohl Restmüll. Schon mal nicht optimal. Dann der Schinken selbst. Hochglanz. Fühlt sich das wie Papier an? Nicht wirklich. Also die FAZ, ist schon Jahre her, das war irgendwie anders. Bei der war klar, Papiertonne. Aber diese Teile, vielleicht Wertstoff? Auf der gelben Tonne steht fett Verpackung drauf. Ist so ein Magazin eine Verpackung und, falls ja, für was?

Also nicht falsch verstehen. Die Leute, die da fotografiert, interviewt, nach Ihrer Meinung oder einem Kurzkommentar gefragt werden, die Testimonials abliefern oder einfach nicht bei drei auf dem Baum waren, das sind durchweg nette und kontaktfreudige Typen. Frauen, Männer, Queer, Divers, keine Angabe. Mit denen können Sie rüber zum Griechen, Vorspeisen und Ouzo bestellen. Das wird nett, versprochen. Man rätselt nur, warum diese Geschichte mit den Magazinen?

Muskeln, so im Sinne von Arnold Schwarzenegger 1970 Venice Beach, da redet heute keiner mehr drüber. Will im Grunde auch keiner mehr haben. Aber Magazine, das ist doch auch Old School. Wieso haben die sich nicht überlebt? Vielleicht ist die Fitnessbranche in einer Art Midlife Crisis. Also Muskel nicht, aber ein Magazin zum anfassen? Keine Ahnung. Wir setzen auf die junge Generation. Die müssten damit doch eigentlich auch grad mal gar nichts anfangen können, wegen der Handys. Hoffentlich gehen einige von denen in die Verlagsbranche und machen diesem Irrsinn den Garaus. Wir jedenfalls haben es nicht geschafft.


Freitag, 1. Dezember 2023

Existenzgründung – Go Your Own Way

Sie haben sich entschieden, wollen in der Fitnessbranche Ihr eigener Chef werden. Nur die Details sind noch zu klären. Auf welche Weise Sie die Umsetzung angehen, sollte vor allem davon abhängen, wie Sie Ihre Fähigkeiten einschätzen und welche Ressourcen Sie einsetzen werden. Vorab müssen jedoch einige grundsätzliche Fragen beantwortet werden. 

Kleinflächenkonzept oder ein echter Club? Das sollte von Ihren Erfahrungen abhängen. Sind Sie Personal Trainer oder haben noch nie eine größere Anlage geführt? Dann ist ein Kleinflächenkonzept Ihre erst Wahl. Der Kapitaleinsatz ist gering, und Sie können Ihre Stärken voll ausspielen. Nebenbei lernen Sie wichtige kaufmännische und administrative Grundlagen, sammeln erste Erfahrungen in der Führung von Mitarbeitern. Natürlich sind der Umsatz und somit Ihr Ertragspotential überschaubar, zudem stehen Sie fast immer selbst im Laden. Aber egal, Ihr Fokus liegt auf der persönlichen Betreuung. Teuer, aber gut. Falls das nicht Ihre Vision ist, dann sollte es ein richtiger Club sein. Einer mit einer Fläche für ein paar hundert oder ein paar tausend Mitglieder. Der Betrieb einer solchen Anlage erfordert deutlich mehr Erfahrung. Besitzen Sie die, dann ist ein großflächiger Club Ihre erste Wahl.

Service oder Preis? Ihre Erfahrung haben Sie in einem bestimmten Umfeld gesammelt. Vielleicht als Manager eines hochpreisigen Clubs mit hervorragendem Service oder als Leiter der Filiale eines Discounters. Lassen Sie sich von Ihrem ehemaligen Umfeld nicht zu sehr vereinnahmen. Ihre Form der Umsetzung sollte nicht davon abhängen, welches Geschäftsmodell Sie bereits im Detail kennen. Möglicherweise gibt der Standort, den Sie für Ihre eigene Anlage auswählen, mehr her. Vielleicht missfällt Ihnen das bisherige Serviceniveau oder Preismodell schon längere Zeit. Für diese Entscheidung sollte Ihre Überzeugung den Ausschlag geben, nicht Ihre Vergangenheit. Sie meinen, die Stunde des Discounts hat geschlagen? Für Sie liegt die Zukunft in einem besseren Service? Egal, am richtigen Standort mit der richtigen Einstellung können Sie beide Konzepte zum Erfolg führen. Oder scheitern natürlich. Dennoch, ein Richtig oder Falsch gibt es bei dieser Frage nicht.

Gebraucht oder neu? Das Kapital, welches Sie für Ihr Projekt einsetzen, beeinflusst Ihre Grundsatzentscheidung über die Art von Anlage, die Sie erwerben oder aufbauen werden. Eine ältere Anlage zu übernehmen, erfordert in einigen Fällen gar kein nennenswertes Startkapital. Die besten Clubs in Deutschland können ohne Immobilie 5-6 Mio. Euro pro Stück kosten. Im Vergleich zu Letzterem ist die Neueröffnung einer Großanlage für etwas mehr als eine Mio. Euro verhältnismäßig günstig. Doch günstig sollte immer nur eines Ihrer Kriterien sein. Bei der Übernahme einer älteren Anlage mit Schwächen haben Sie in der Anfangszeit deutlich mehr zu tun als nach einer Neueröffnung oder dem Erwerb eines Spitzenclubs. Eine gebrauchte Anlage mit Schwächen muss umgebaut oder saniert werden, die Geräte sind zu ersetzen. Die hochwertige Sanierung eines einzigen Sanitärbereichs mit ein bisschen Lüftung kann schnell 200.000 Euro kosten. Dennoch, Sie müssen das Umfeld der Anlage davon überzeugen, dass bei Ihnen jetzt ein neuer Wind weht. Dem anfänglich geringen Aufwand für den Erwerb eines gebrauchten Clubs mit Schwächen müssen Sie neben dem notwendigen Sanierungsaufwand auch den Wert Ihrer Lebenszeit hinzurechnen. Solche Vorhaben können leicht zu Zeitfressern werden, mit ungewissem Ausgang. Bei einer neuen Anlage liegt der größte Teil Ihrer Arbeit vor dem Eröffnungstermin. Natürlich will eine Neueröffnung finanziert werden, sowohl die Hardware als auch die Verluste der ersten zwei Jahre. Bei einer großen Fitnessanlage in gemieteten Räumen halten sich diese beiden Positionen in etwa die Waage, es sind zwischen 400.000 und 700.00 Euro jeweils. Maximal die Hälfte der Projektkosten sollte durch Bankdarlehen, Mietbürgschaften oder Leasing finanziert werden. Dies bedeutet, dass Sie für eine neue Großanlage zwischen 400.000 und 700.000 langfristiges Kapital selbst mit zur Party bringen sollten. Mindestens, mehr ist immer besser. Es ist zudem vorteilhaft, dafür zu sorgen, dass weder für Sie noch für Ihre Mitgesellschafter der Verlust dieses Kapitals eine Katastrophe auslöst. Die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlustes liegt in diesem Fall bei rund 15-20%. Die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Kapitalbindung mit geringer Wertsteigerung liegt bei 20-30%.

Ein Standort oder mehrere? Wer sich mit einem solchen standortbezogenen Einzelrisiko unwohl fühlt, der kann eine Unternehmensbeteiligung in der Fitness erwerben. Sehr einfach ist dies über die Börse. Seien Sie jedoch vorsichtig bei Wachstumsgeschichten. Deren Planungen sind meist hoffnungslos übertrieben und das Management durch substantielle Kickbacks motiviert. Auch im Beteiligungsmarkt gibt es regelmäßig Möglichkeiten, Fitnessketten zu erwerben. Rechnen Sie für die Suche, Prüfung und Abwicklung einer solchen Transaktion mit einer Vorlaufzeit von 12-18 Monaten. Um eine geeignete Gruppe zu finden, benötigen Sie entweder Fleiß oder einen Kenner des Marktes. Wir empfehlen das zweite. Als Maßgröße für den Firmenwert ist der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, EBITDA, ein Indikator. Auf diesen wird für gute Clubs ein Faktor von 4,0 bis 5,0 mal gezahlt, auf schuldenfreier Basis. Clubs mit Schwächen bekommen Sie für 2,5 bis 3,5 mal. Lassen sie lieber die Finger von Clubs, die billiger sind, wenn Sie nicht wirklich viel Ahnung haben. Falls Sie drei Clubs übernehmen möchten, die zusammen einen EBITDA von 400.000 Euro erwirtschaften, dann sollten Sie mit einem Kaufpreis von 1,2 bis 1,8 Mio. rechnen, sowie mit Erwerbsnebenkosten von rund 150.000 Euro. Der Kaufpreis wächst in etwa proportional zum EBITDA, die Erwerbsnebenkosten entwickeln sich leicht unterproportional. Der Erwerb einer Gruppe mit mehreren Anlagen hat ein vorteilhafteres Risikoprofil als der Erwerb oder die Neueröffnung einer Einzelanlage. Dennoch ist es auch bei einem Gruppenerwerb sinnvoll, die Finanzierung konservativ zu strukturieren. Wir empfehlen, dass Sie bei einem Brancheneinstieg nicht mehr als 35% des Kaufpreises über eine Bank finanzieren. Dies nicht zuletzt aufgrund der notwendigen Ersatzinvestitionen und laufenden Instandhaltungskosten, die gebrauchte Anlagen mit sich bringen. Beide Positionen zusammen betragen im Schnitt etwa 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr und Anlage. Es ist ein kardinaler Fehler vieler Betreiber, ihre Bestandsanlagen zu vernachlässigen und nur in schnieke Neueröffnungen zu investieren. Häufig der Anfang vom Ende einer Erfolgsgeschichte, die nie jemand hören wird. Letztlich sollten Sie auch beim Erwerb einer Gruppe von Clubs darauf achten, dass ein Totalverlust oder eine langfristige Kapitalbindung mit geringer Rendite keine finanziellen Schwierigkeiten auslösen. Der Totalverlust ist bei einem Gruppenerwerb verhältnismäßig unwahrscheinlich. Dafür ist eine langjährige Kapitalbindung mit moderater Rendite für ein solches Unterfangen eher die Regel als die Ausnahme.

Selbst oder andere machen lassen? Für ein Kleinflächenkonzept reichen kaufmännische Grundkenntnisse aus der Berufsschule. Sie müssen lediglich aufmerksam lesen und nachfragen, sobald Sie etwas nicht verstehen. Für eine millionenschwere Neueröffnung und den Erwerb eines oder mehrerer guter Clubs benötigen Sie Berater. Selbstverständlich sind die Anforderungen bei kleinen Transaktionen geringer als bei großen. Falls es für Sie und Ihre Mitgesellschafter jedoch um echtes Geld geht, dann arbeiten Sie besser nicht mit Hinterwäldlern. In Bezug auf den Markt kann Ihnen kein Berater etwas Sinnvolles sagen, hier können Sie sparen. Bei Verträgen, sowie für die Prüfung von Bilanzen und Steuern, nehmen Sie besser Profis. Nicht nur, weil Hinterwäldler mehr Fehler machen, sondern auch, weil sie Ihre Zeit und die Ihrer Geschäftspartner verschwenden. Einem Wirtschaftsprüfer, mit dem wir einmal das Vergnügen hatten, waren die Unterschiede zwischen dem Erwerb von Wirtschaftsgütern, Asset Deal, und dem Erwerb von Geschäftsanteilen, Share Deal, nicht geläufig. Einer davon ist, ob Sie die bestehenden Mitgliedschaftsverträge übernehmen dürfen oder nicht. Ob die Hackenschmidt im Preis inbegriffen ist oder nicht, OK, aber die Mitgliedschaften? Das ist keine Kleinigkeit. Ein Verkäufer oder Vermieter, der die Wahl hat, entscheidet sich unter gleichen Bedingungen meist für den professioneller aufgestellten Bewerber. Falls Sie externe Investoren einbinden, sind Anwälte mit Erfahrung im Mittelstand empfehlenswert. Fehler bei der Gestaltung einer Investorenvereinbarung können Ihrem Projekt das Genick brechen, auch wenn sonst alles so weit läuft. Mitgesellschafter müssen Sie nach Abschluss der Transaktion persönlich betreuen. Für den laufenden Betrieb großer Fitnessanlagen empfiehlt sich hingegen die dauerhafte Einbindung von Dienstleistern. Mitgliederverwaltung, Beitragseinzüge, Buchhaltung, Personalverwaltung, all dies sollten Sie anfangs weder selbst erledigen noch an die Mitarbeiter des Clubs delegieren. Vermutlich machen es Dritte ohnehin besser. Noch wichtiger ist jedoch, dass Ihr Kopf frei für die Aufgaben bleibt, die den geschäftlichen Erfolg ausmachen. Das sind vor allem die Auswahl und Schulung des Personals, sowie die Steuerung des Vertriebs. Unabhängig von Ihrer Begeisterung für das Thema, funktional gesehen ist der Fitnessclub eine infrastrukturbasierte Vertriebseinheit. Einzige Ausnahme, wenn Sie Ihre Leistung flächendeckend über Niedrigpreise und Marke verkaufen. In diesem Fall ist der Club ein Distributionspunkt, etwa wie eine DHL Packstation.

Mittel- bis langfristig ist es recht wahrscheinlich, dass Ihnen eine unternehmerische Tätigkeit im Fitnessmarkt Spaß machen wird. Wenn Sie dranbleiben und nicht mit der Brechstange agieren, kann sich Ihr dortiges Engagement lukrativ entwickeln. Lassen Sie sich von untersetzten Best Agern, die in Sportwagen durch die Gegend kurven und ein paar Fitnessclubs haben, nicht täuschen. Die Fitness ist keine Branche mehr, in der das schnelle Geld zu verdienen ist. Dafür sind die Markteintrittsbarrieren zu niedrig und das operative Geschäftsrisiko zu hoch. Falls es Ihnen primär um das Geldverdienen geht und Sie viele Talente besitzen, dann sollten Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Fitness nicht allzu weit oben auf Ihrer Liste stehen. Falls Sie jedoch für die Fitness brennen und etwas Geduld mitbringen, dann freuen wir uns für Sie und wünschen gutes Gelingen.

Mittwoch, 1. November 2023

Neueröffnungen – Jetzt erst recht

Game of Thrones haben wir nicht gesehen, wegen der Drachen. Vikings schon. Das hat Wochen gedauert und war nicht immer angenehm. Was aber vermutlich beide Serien zeigen ist, dass Sicherheit und Triumpf kurzlebig sind, dabei oft auf haarsträubender Selbsttäuschung beruhen. Neueröffnungen von Fitnessclubs sind ähnlich. Wen wundert‘s? Auch so einen Drachen zu fliegen oder Axt und Holzschild herumzuwuchten, sind sportlich anspruchsvoll. Würden ja sonst viel mehr Leute machen.

In der Fitness ist lediglich sicher, dass es nicht alle neuen Clubs schaffen werden. Wie Wikinger in ihren offenen Schaluppen auf hoher See. Selbstverständlich kommen einige Clubs groß raus: Überzeugend in Funktion und Design, mit motivierten Mitarbeitern und jeder Menge zufriedener Kunden. Doch für eine erkleckliche Zahl von Anlagen gilt das nicht. Dies ist kein so großes Thema, wenn Sie jedes Jahr viele davon eröffnen. Einige werden ein Erfolg, andere schlagen sich vernünftig, manche nicht. Im Schnitt wird sich die Sache aber rechnen, wenn Sie keine grundsätzlichen Fehler begehen. Solche gibt es selbstverständlich auch, aber nicht auf Dauer. Das Mietobligo für eine einzige Anlage beträgt leicht fünf Millionen Euro. Hinzu kommen Geräte, Möbel und Anlaufverluste. Nach 10-20 größeren Anlagen fragen dann auch die wagemutigsten Investoren mal nach, wie es so läuft. Das ist im Ergebnis zwar weniger krass als abzusaufen oder auf dem Schlachtfeld zerlegt zu werden. Kommt in Bezug auf Ihr Projekt aber aufs Gleiche hinaus, falls Sie keine Ahnung haben.

Doch was ist, wenn Sie dieses Jahr kein Dutzend Anlagen eröffnen möchten, sondern vielleicht nur eine oder zwei? Wenn zudem diese Anlagen eine für Sie nennenswerte Investition erfordern? Tja, dann bleibt Ihnen nichts weiter übrig, als all die negativen Gedanken auszublenden. Obwohl diese natürlich berechtigt sind, denn letztlich werfen Sie eine Münze.

Manchmal hat man den Eindruck, dass junge Menschen die Augen vor der harschen Wirklichkeit verschließen. In Computerspielen versinken, in Chats oder anderem Zeugs, was so über Handybildschirme flimmert. Doch sind junge Leute in geschäftlichen Dingen eher konservativ. Ist ja klar, weil sie keine Kohle haben. Deshalb fällt es meist den älteren Semestern zu, bei unternehmerischen Entscheidungen die Realität auszusperren. 

Hätt noch emmer joot jejange, sagt man in der Domstadt. Für die Fitness eine sinnvolle Einstellung. Vielleicht ein Vermächtnis der Wikinger, die im 9. Jahrhundert oft dort waren. Bargeldlos versteht sich.

Sonntag, 1. Oktober 2023

Woke – The Day After Tomorrow

Was das Wort - woke - eigentlich bedeutet, ist nicht ganz klar. Einige meinen, dass es mit dem Kampf gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu tun hat. Norbert Bolz nennt die Woke-Bewegung: Taliban der Postmoderne. Wokeness ist schwierig zu beschreiben, doch wenn man sie sieht, dann erkennt man sie. Emails von Universitäten oder politischen Stiftungen sind voll davon. Videos auf KiKA und Elternbriefe der Schule auch. Es gibt Abiturprüfungen über den korrekten Umgang damit. Wokeness entspringt dem Wunsch, nirgends anzuecken. 

Die Wahrheit kommt dabei leicht unter die Räder. So hat eine Untersuchung der Columbia University ergeben, dass im Zulassungssystem dieser amerikanischen Spitzenuniversität das reichste Tausendstel der Bevölkerung eine um den Faktor 100 größere Chance auf einen Studienplatz hat als die untersten 200. Damit steht Columbia nicht allein. Die gesamte Ivy League setzt auf legacy admissions als Mittel zur Spendenförderung. Nicht zuletzt um diese Tatsache zu verbergen, sind die führenden amerikanischen Unis Weltmeister der Wokeness geworden. Hüben wie drüben. Jeder Präsident einer deutschen Uni weiß, dass die Studienanfänger seit Jahren immer geringere Kompetenzen mit ins erste Semester bringen und im Studium weniger lernen als früher. Eine Folge finanzieller Vernachlässigung und ideologisch verzerrter Lehrpläne. Thematisiert wird das kaum. Doch es wird fleißig gegendert und auf die Probleme von Transsexuellen hingewiesen. Das ist im Zweifel bequemer und billiger, als die Bedingungen für die übrigen 99,99% der Studenten zu verbessern. Scheinheiligkeit und Verleugnung der Wirklichkeit sind zentrale Elemente der Woke-Bewegung. Niemand erklärt das besser als Konstantin Kisin. Sein Vortag bei der Oxford-Union im Januar 2023 beschreibt dies eindrücklich und mit rhetorischer Brillanz. Seine Empfehlung: Hört auf zu heulen und fangt an zu arbeiten. 

Menschen, die einen Fitnessclub besuchen, wissen das. Dort geht es nicht um die Kontrolle Ihrer politischen Haltung, sondern um die Ihres Körpers. Niemand trainiert bei uns aus Protest gegen Kolonialismus oder CO2-Emissionen. Es hat sich auch noch keiner in der Lobby festgeklebt. Wir sind froh über diese Bodenständigkeit. Sich körperlich fit zu halten, ist für uns die ultimative Zukunftsinvestition und Ausdruck des Willens, das Übermorgen selbst zu gestalten. 

Der Weltuntergang ist hier einfach kein so großes Thema.

Clubdesign – Das Leben ist eine Baustelle

Jeder kennt diese Szene. Der Eigentümer war als junger Mensch in Griechenland und hat sich verliebt. Das Essen, die Leute, blauer Himmel, ge...