Montag, 1. September 2025

Gendertoiletten – Easy on Me

Es ist atemberaubend, was Genetiker im Laufe der Zeit über uns herausgefunden haben. Für Ihren Fitnessclub bedeutet dies allerdings, dass Sie bald wieder Handwerker im Haus haben werden, falls Sie - so wie wir - nur zwei Arten von Toiletten besitzen. Noch 400 vor Christus glaubte ein griechischer Philosoph, dass männlicher Nachwuchs im linken Hoden entstünde, dessen Spermien im Fall der Fälle an der rechten Seite der Gebärmutter andocken. Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann Mendel mit seinen Erbsen und Darwin besuchte Galapagos. Beide haben wertvolle Beiträge geleistet, uns in der Gendersache aber nicht wirklich voran gebracht. Doch seit den 1950ern ging es dann Schlag auf Schlag. Inzwischen gilt als wahrscheinlich, dass alle Menschen auf der Erde von einer einzigen Frau abstammen. Sie wird von Wissenschaftlern liebevoll Eva genannt und lebte vor etwa 200.000 Jahren im heutigen Botswana. 

Diese Tatsache ist bekannt, weil die Energieerzeugung unserer Zellen Aufgabe der Mitochondrien ist, deren Erbgut nur von Frauen weitergegeben wird. Im Fitnessclub ist dies von besonderer Ironie, weil sich Männer ja gemeinhin als die Kraftprotze sehen. Und es kommt noch schlimmer. Die Gene der Mitochondrien sind nicht einmal menschlichen Ursprungs. Sie ähneln stark denjenigen von Bakterien. Es lief also vermutlich so ab: Irgendwann in der Urzeit suchte ein Bakterium Zuflucht in einer Zelle und einigte sich mit dieser auf eine langfristige Zusammenarbeit. Als die Natur dann später die männlich-weiblich Sache ausheckte, wurde entschieden, dass die Baupläne für das zelluläre Kraftwerk nur, das heißt einzig und allein, von Frauen weitergegeben werden dürfen. Wer denkt sich so etwas aus, bei dem Frauenanteil in MINT-Fächern?

Leider ist das noch nicht alles. Es folgt ein weiterer Tiefschlag. In der Schule wurde erzählt, dass Männer ein Y- und ein X-Chromosom, Frauen jedoch zwei X-Chromosomen tragen. Punkt. Klingel zur Pause. Tja, schön wär‘s. Denn inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Sache nicht so einfach ist. Es gibt Frauen, die sich wie Frauen fühlen und YX-Chromosomen besitzen. Auch gibt es Männer, die sich trotz YX-Kombinationen nicht wie Männer fühlen, und Frauen, die sich mit XX-Kombination nicht wie Frauen fühlen. All das ist recht unübersichtlich. Schuld hieran sind, wie könnte es anders sein, die Männer. Denn sie, nicht die Frauen, sind genetisch gesehen das schwache Geschlecht. Dies aufgrund der ständigen Genmutation, welche ein Motor für Innovation ist, aber eben auch viele Fehler produziert. Es ist wie auf Ihrem PC oder Handy: neue Apps können spaßig, aber auch eine Gefahr für die Stabilität sein. Besitzt ein Mensch zwei identische Chromosomen, so wie Frauen mit XX-Kombination, dann kann die Zelle ein nachteilhaft mutiertes anhand der Kopie reparieren. Bei Männern funktioniert das nicht, weil nur ein Y-Chromosom existiert. Ist dieses kaputt, dann war es das.

Da Männer bis zur Erfindung der Samenbank 1971 eine wichtige Rolle für den Fortbestand der Menschheit spielten, half sich unser Körper damit, männliche Erbinformation vom Y-Chromosom in andere Teile des Genoms zu verschieben. Also auf Chromosomen, die auch Frauen besitzen und vererben können. Männer gibt es in ihrer heutigen Pracht und Schönheit also nur, weil Frauen einen halbvollgepackten Rucksack eigentlich rein männlicher Gene mit sich herumschleppen. Da sich auch diese laufend verändern, zahlen die Frauen hierfür einen hohen Preis. Denn die geschlechtsrelevante Codierung wird regelmäßig zerschossen. Deshalb kommt es vor, dass sich Männer nicht wie Männer und Frauen nicht wie Frauen fühlen, unabhängig von dieser XY-Geschichte aus der Schule. Natürlich hat sich keiner der Betroffenen für diese Sache freiwillig gemeldet. Alles ist reiner Zufall. Dass diese Menschen ihren Gefühlen zukünftig mehr Ausdruck verleihen, ist sowohl wahrscheinlich als auch erfreulich. Wenn Sie ein warmes Bier serviert bekommen, sprechen Sie das auch an, denn nur so gibt‘s ein kaltes. Die Welt wird also immer bunter. 

Suchen sie also besser die Nummer Ihres Trockenbauers heraus und bestellen Sie weitere Sanitärkeramik für Ihren Club. Sie werden eine größere Anzahl von Toiletten benötigen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich unsere Versammlungs- und Arbeitsstättenverordnungen dieser neuen Wirklichkeit anpassen, ist noch geringer als die genetische Entwicklung in Richtung einer klaren Abgrenzung der Geschlechter.

Freitag, 1. August 2025

Neueröffnungen – Jetzt erst recht

Game of Thrones haben wir nicht gesehen, wegen der Drachen. Vikings schon. Das hat Wochen gedauert und war nicht immer angenehm. Was aber vermutlich beide Serien zeigen ist, dass Sicherheit und Triumpf kurzlebig sind, dabei oft auf haarsträubender Selbsttäuschung beruhen. Neueröffnungen von Fitnessclubs sind ähnlich. Wen wundert‘s? Auch so einen Drachen zu fliegen oder Axt und Holzschild herumzuwuchten, sind sportlich anspruchsvoll. Würden ja sonst viel mehr Leute machen.

In der Fitness ist lediglich sicher, dass es nicht alle neuen Clubs schaffen werden. Wie Wikinger in ihren offenen Schaluppen auf hoher See. Selbstverständlich kommen einige Clubs groß raus: Überzeugend in Funktion und Design, mit motivierten Mitarbeitern und jeder Menge zufriedener Kunden. Doch für eine erkleckliche Zahl von Anlagen gilt das nicht. Dies ist kein so großes Thema, wenn Sie jedes Jahr viele davon eröffnen. Einige werden ein Erfolg, andere schlagen sich vernünftig, manche nicht. Im Schnitt wird sich die Sache aber rechnen, wenn Sie keine grundsätzlichen Fehler begehen. Solche gibt es selbstverständlich auch, aber nicht auf Dauer. Das Mietobligo für eine einzige Anlage beträgt leicht fünf Millionen Euro. Hinzu kommen Geräte, Möbel und Anlaufverluste. Nach 10-20 größeren Anlagen fragen dann auch die wagemutigsten Investoren mal nach, wie es so läuft. Das ist im Ergebnis zwar weniger krass als abzusaufen oder auf dem Schlachtfeld zerlegt zu werden. Kommt in Bezug auf Ihr Projekt aber aufs Gleiche hinaus, falls Sie keine Ahnung haben.

Doch was ist, wenn Sie dieses Jahr kein Dutzend Anlagen eröffnen möchten, sondern vielleicht nur eine oder zwei? Wenn zudem diese Anlagen eine für Sie nennenswerte Investition erfordern? Tja, dann bleibt Ihnen nichts weiter übrig, als all die negativen Gedanken auszublenden. Obwohl diese natürlich berechtigt sind, denn letztlich werfen Sie eine Münze.

Manchmal hat man den Eindruck, dass junge Menschen die Augen vor der harschen Wirklichkeit verschließen. In Computerspielen versinken, in Chats oder anderem Zeugs, was so über Handybildschirme flimmert. Doch sind junge Leute in geschäftlichen Dingen eher konservativ. Ist ja klar, weil sie keine Kohle haben. Deshalb fällt es meist den älteren Semestern zu, bei unternehmerischen Entscheidungen die Realität auszusperren. 

Hätt noch emmer joot jejange, sagt man in der Domstadt. Für die Fitness eine sinnvolle Einstellung. Vielleicht ein Vermächtnis der Wikinger, die im 9. Jahrhundert oft dort waren. Bargeldlos versteht sich.

Dienstag, 1. Juli 2025

Clubverkauf – Hard To Say I'm Sorry

Der fatalste Weg, sich von einem Club zu trennen, ist die Schließung. Ihre Mitarbeiter müssen in eine andere Anlage oder verlieren ihren Job. Sie enttäuschen zufriedene Kunden, sind gezwungen Ihre Geräte zu verramschen und den Laden ausräumen. Zudem dokumentieren Sie durch eine Schließung auf augenfällige Weise Ihr Versagen. Der zweitschlimmste Weg, sich von einem Club zu trennen, ist der Verkauf. Durch den Sie langfristige Einnahmen gegen eine Einmalzahlung tauschen, welche meist weniger Wert ist. Falls Sie der Meinung sind, dies sei von Vorteil, können Sie diesen Tausch als Pluspunkt zählen. Alles andere an einem Verkauf ist bedauerlicherweise unsäglich. 

Erstens, Sie müssen die Menschen, welche Sie jahrelang unterstützt haben, vor den Kopf stoßen. Denn natürlich erwarten diese von Ihnen ein Signal, bevor Sie sich von der Anlage trennen. Doch eben dieses Signal können Sie nicht geben. Tun Sie es, sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern über einen anstehenden Verkauf, dann sind Sie der Dumme, falls sich Ihr Plan in letzter Minute doch noch zerschlägt. Ihre Mitarbeiter sind frustriert und verlassen Sie vermutlich bei nächster Gelegenheit. Zudem stehen spätestens am nächsten Tag Ihre Wettbewerber mit großzügigen Angeboten für Clubwechsler vor Ihrer Tür. Die Gerüchteküche brodelt. In Folge wird auf der Fläche nicht mehr über die korrekte Ausführung von Übungen und Trainingspläne gesprochen, sondern über Ihre Gier. Das Neugeschäft bricht ein und Ihr Club nimmt Schaden, ob er nun verkauft wird oder nicht. 

Zweitens, die meisten Unternehmer in der Fitnessbranche führen ihre Clubs so wie wir, also weder besonders gut noch besonders schlecht. Der Nobelpreisträger Herbert Simon hat für diesen Führungsstil das Wort satisficing geprägt. Eine Kombination der englischen Begriffe satisfy und suffice, die sich am besten mit durchwurschteln übersetzen lässt. Praktisch bedeutet das, Sie geben Ihren Mitarbeitern so viel Freiraum wie eben möglich, solang Sie mit der ganzen Sache noch Geld verdienen. Der neue Eigentümer, welcher sowohl den Kaufpreis als auch neue Geräte und eine Renovierung finanzieren muss, wird das zunächst anders machen. Er möchte die Rentabilität Ihres Clubs deutlich erhöhen, damit sich seine Investitionen rechnen. Das kann Ihm letztlich niemand übel nehmen. Für Ihre Mitarbeiter bedeutet dies jedoch, dass sich einiges ändern wird. Ihr großzügiger Umgang mit Personalausstattung, Schichtplanung, Krankentagen und Urlaub wird aller Voraussicht nach bald enden. 

Drittens, der Käufer Ihres Clubs ist vermutlich ein größeres Unternehmen, welches die Abläufe zukünftig enger und wohl auch effizienter führen wird. Dies betrifft Ihre Mitarbeiter und selbstverständlich Ihre Mitglieder. Während Sie auf die skurrilste Anfrage noch freundlich geantwortet und eine Lösung gesucht haben, haut zukünftig ein Bot standardisierte Einzeiler raus. Falls überhaut noch eine Antwort kommt.

Viertens, Ihr Umfeld reagiert mit Achselzucken oder mit Tränen auf die Nachricht vom Verkauf. Im ersten Fall ist klar, dass Sie als Unternehmer keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Im zweiten Fall ist anzunehmen, dass Sie den Club in den letzten Jahren vernachlässigt haben. Denn die Kollegen sind nicht Ihretwegen betrübt, sondern weil sie annehmen, dass sich ein vertrautes und lieb gewonnenes Arbeitsumfeld nun verändert. In beiden Fällen stehen Sie irgendwie blöd da.

Wie auch immer Sie den Verkauf gestalten, Irgendwer ist immer verletzt, enttäuscht, beleidigt oder wütend. Wir empfehlen deshalb, dass Sie sich auf Folgendes konzentrieren: Der Käufer sollte zufrieden sein, weil Sie ihn im Vorfeld der Transaktion vollständig und wahrheitsgemäß informiert haben. Ihre ehrgeizigen Mitarbeiter sollten beim neuen Betreiber gute Karriere- und Aufstiegschancen haben, idealerweise bessere als bei Ihnen. Für Ihre Mitglieder sollte es gleichbleibende Qualitätsstandards und ein ebenso vielfältiges Fitnessangebot geben. Ihr Vermieter sollte wie bisher pünktliche Mietzahlungen, professionellen Umgang und eine gepflegte Anlage erwarten können. Erfüllen Sie diese Anforderungen, dann haben Sie sich im Großen und Ganzen vernünftig verabschiedet.


Sonntag, 1. Juni 2025

Vermieter – Ich schau Dir in die Augen, Kleines

Unseren ersten Mietvertrag haben wir in einem stickigen Büro mit drei Frankfurter Juden verhandelt. Wie geht es den Herren? Man will ja einen ungezwungenen Einstieg in das Gespräch finden, schließlich geht es ums Geld, und bei Geld macht man Juden gemeinhin nichts vor. Die Antwort: Klagen ist des Kaufmanns Gruß. Da weiß man, diese Leute haben nicht nur Humor, sie haben auch Lebenserfahrung. Eben die ist es, die zählt. Ein Mietvertrag ist ein wenig wie eine Ehe. Natürlich kann man viel regeln, aber das ist am Ende nur Technik. Die gegenseitige Abhängigkeit ist hoch und die Realität immer komplexer als der Vertrag. Idealerweise schaut man sich den Papierkram nie wieder an. Die Anlage läuft, die Miete wird gezahlt, es gibt einen pfiffigen Hausmeister. So lief es mit dem Vertrag aus Frankfurt. Einmal gab es Bedarf für einen Nachtrag, doch die Vermieter mochten uns und wir mochten die Vermieter. Der Vertrag wurde verlängert, es gab ein paar Monate frei. Man nimmt und man gibt.

Doch natürlich gibt es auch andere Fälle. Pläne ändern sich. Am Standort der Fitnessanlage soll Wohnraum entstehen. Nur der Vertrag läuft mit Optionen noch 15 Jahre, und es gibt in der Nähe keine geeignete Ersatzfläche. Eine gängige Lösung: Instandhaltung einstellen. Es regnet rein. Das Team verteilt bei jedem Regenschauer Eimer auf der Trainingsfläche. Der Vermieter bestellt einen Gutachter und stellt fest, dass die Instandsetzung dauern kann. Jahre im Extremfall. Dann fällt die Heizung immer wieder aus. Duschwassertemperatur wie im winterlichen Survivalkamp. Eine größere Investition steht vor der Tür, und dort bleibt sie. Kein Euro wird mehr investiert. Damit ist der Mietvertrag, unabhängig von seiner Länge, mal eben wertlos. Natürlich kann man die Miete kürzen oder mit einstweiligen Verfügungen winken. Dies ändert aber nichts daran, dass sich das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter auf einer abschüssigen Bahn befindet, an deren Ende ein Eimer mit der Aufschrift Schließung steht.

Nicht immer ist der Vermieter schuld. Es gibt Mieter, die die Belegung von Nebenflächen behindern oder Mitmieter durch Lärm und rücksichtsloses Verhalten belästigen. Es gibt Mieter, die Ihre Miete nicht bezahlen können, weil sie sich verkalkuliert haben. Es sind diese schwierigen Fälle, in denen der direkte Kontakt zwischen den Entscheidern und deren Lebenserfahrung den Schaden begrenzen können. Ist man auch bereit zu geben oder will man nur etwas haben? 

Viele Vermieter lernen in dieser Situation auf die harte Tour, dass der Vertrag mit einem großen Filialisten nicht das Papier wert ist, auf dem er gedruckt ist. Große Filialbetriebe haben Marktmacht und gute Anwälte. Der Laden läuft nicht? Wir sind raus. Klagen Sie gern. Wir reden dann in drei oder vier Jahren über eine Abfindung. Ach ja, umbauen können Sie die Fläche in der Zwischenzeit nicht, weil wir ja vielleicht wieder rein gehen. So verhalten sich Menschen, die keinen Respekt vor den Handlungszwängen anderer haben. Wenn Sie einmal einem Vermieter gegenübersitzen, der Ihre Firma für zu klein oder für finanziell zu wacklig hält, dann erzählen Sie diese Geschichte.

Leider kommt es immer häufiger vor, dass sich die Entscheider niemals persönlich kennenlernen. Zwischen den Mieter und den Eigentümer können sich mehrere Ebenen von Dienstleistern schieben, die als Vermögensberater, Asset Manager, Property Manager oder Hausverwalter firmieren und alle versuchen, Ihren eigenen Wertbeitrag zu leisten oder zumindest den Anschein eines solchen aufrecht zu erhalten. Das kann die paradoxe Folge haben, dass ganze Gebäude entmietet werden, obwohl ein einstündiges Gespräch mit anschließendem Mittagessen ausgereicht hätte, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Tja, Teamarbeit ist, wenn zehn Leute für das bezahlt werden, was fünf billiger tun könnten, wenn sie nur zu dritt wären und zwei davon krank sind.

Es gibt Vermieter, die Ihre Immobilien lieben. Es gibt Angestellte von Property Managern, die sich wie vernünftige Eigentümer verhalten. Humor kann man erkennen, Lebenserfahrung manchmal. Ein weiterer Indikator für einen guten Vermieter oder Property Manager ist, ob Sie sich vorstellen können, in Latzhose mit Metallkappenschuhen und Helm gemeinsam windige Rohbauflächen abzulaufen und über technische Details zu fachsimpeln. Baustellenbonding: Louis, I think this is the beginning of a beautiful friendship.

Natürlich haben Sie als Mieter knallharte wirtschaftliche Interessen. Doch der Vermieter befindet sich oft ebenfalls in solchen Zwängen. Wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten, dann ist entscheidend, dass die Parteien direkt miteinander sprechen können. Es ist zudem sinnvoll, dass Sie vorher Ihre Bereitschaft unter Beweis gestellt haben, auf Befindlichkeiten von Vermieter und Mitmietern einzugehen. Auch wenn dies Geld kostet und vertraglich vielleicht nicht geboten ist. Unter normalen Umständen bauen Sie so ein emotionales Bankkonto auf, von dem Sie abheben können, wenn es Ihnen schlecht geht. Und dieser Zeitpunkt wird kommen, irgendwann in irgendeiner Anlage.


Donnerstag, 1. Mai 2025

Mobilität – Fast & Furious

Unser Club lag im Zentrum einer größeren Stadt im Ruhrgebiet. Eine wunderschöne Anlage in einem kernsanierten Einkaufszentrum. Loft-hohe Decken, Blick über die Stadt, fabrikneu ausgestattet, aber ohne eigene Parkplätze. Gegenüber ein öffentliches Parkhaus und Haltestellen für mehrere Straßenbahnen. Wir dachten, das reicht. Eine Frage, die uns dennoch regelmäßig gestellt wurde: Warum habt Ihr kein freies Parken? Da ist man erst einmal sprachlos. Jemand liebt und braucht sein Auto, möchte für dessen Unterbringung aber nichts zahlen, nicht einmal in der Innenstadt. Doch der Kunde ist König, und es kam, wie es kommen musste. Der Club wurde geschlossen, nachdem wir dort ein kleines Vermögen verbrannt hatten. Schade, aber OK.

Was haben wir gelernt? Parken ist wichtig, natürlich. Wir wussten, dass es diese Orte gibt. Orte, an denen man kein Auto benötigt. Orte, an denen man alles mit dem Drahtesel erreichen oder kurz in die Straßenbahn hüpfen kann. Was wir gelernt haben ist, dass diese Orte meist in Skandinavien, Holland oder auf den friesischen Inseln liegen. Definitiv nicht im Ruhrgebiet. Die Pottler sind alle freundlich und bemüht, sie wählen grün. An denen kann es nicht liegen. Nein. Jahrzehntelang vernachlässigte Straßen, Haltestellen und Bahnhöfe sind infrastrukturell manifestierte Morddrohungen an Fußgänger, Radler und Bahnfahrer. Sie schaffen ein Umfeld, in dem das Auto die Rolle der Rettungskapsel eines havarierten Raumschiffs übernimmt. 

Der Fokus auf das Auto ist natürlich unschön und für den Weg zum Training zudem etwas paradox. Doch er ist da. Wie sich Mobilität und Parken in Zukunft entwickeln, ist völlig offen. Klar ist, zunächst kommen Umweltvorschriften, die Autos verteuern, dann steigen die Spritpreise auch bei konstanten Rohölkursen aufgrund von Steuern, Biosprit-Beimischungszwang und CO2-Abgaben. Manchmal werden noch Umweltzonen ausgerufen, die natürlich eine Lachnummer sind, in Gegenden mit 4.000 Einwohnern je km². All das wird begleitet von politischen Sonntagsreden darüber, wie einfach die Mobilitätswende ist, wenn man sie nur intensiv genug wünscht. Doch an Müll und Scootern überall, versifften Haltestellen und Bahnhöfen, schwach ausgeleuchteten Fuß- und holprigen Radwegen sowie ekligen Straßenbahnen ändert sich wenig. Denn deren Sanierung macht Arbeit und geht ins Geld. Also wird fleißig schwadroniert und perfide gegängelt.

Solange sich das nicht ändert, meiden Sie politische Veranstaltungen und sorgen Sie für preisgünstige Parkplätze in der Nähe Ihrer Clubs.


Dienstag, 1. April 2025

Ausländer – Seeing You Seeing Me

Die deutsche Sprache ist liebenswert, leicht zu lernen, flexibel und integrativ, sagt Roland Kaehlbrandt. Eine unkonventionelle Ansicht, die wir vollumfänglich teilen. Doch was für die deutsche Sprache gilt, das gilt nicht unbedingt auch für die Deutschen. Denn das Wort Ausländer hat bei uns so ein Geschmäckle. Bei der Studienstiftung ist die Frage deshalb, ob Mutter und Vater in Deutschland geboren sind. Falls nicht: Migrationshintergrund. Bei uns im Norden wird das nicht so locker gesehen. Ein echter Bremer ist jemand, dessen Eltern in Bremen geboren wurden. Bei waschechten Bremern muss dies auch auf die Großeltern zutreffen. Mehr trauen sich selbst die traditionsbewussten Hanseaten nicht. Sie wissen, wenn man nur weit genug zurück blickt, dann sind wir alle Ausländer.

Dabei ist das Eltern-Großeltern-Kriterium noch harmlos. Richtig Hartgesottene vermuten genetische Unterschiede, natürlich weil sie keine Ahnung haben. Denn 40 zufällig ausgewählte Affen aus dem afrikanischen Urwald besitzen eine größere genetische Variation als alle 8 Milliarden Menschen auf der Erde. Das liegt daran, dass nur sehr wenige unserer Vorfahren die Migration von Afrika in den Nahen Osten, weiter nach Europa, Fernost und auf den amerikanischen Kontinent geschafft haben. Von diesen winzigen Grüppchen stammen wir alle ab. Das verbindet uns, zumindest genetisch. Doch solche Details haben Rassisten und Xenophoben noch nie interessiert. Irgendwann ist es ja auch mal gut mit der Wissenschaft. Da muss man einfach eine Entscheidung treffen. Darüber, wo man in der Frage steht. Darüber, wer hier so rumlaufen soll.

Natürlich kann man sich über diese Sichtweise lustig machen, doch das ist nicht sinnvoll. Denn auch diese Menschen haben einen Punkt. Nur können sie den meist nicht schlüssig formulieren, weil sie schon bei dem Gedanken, jemand könne anderer Meinung sein, einen dicken Hals bekommen. Welchen Punkt haben sie also? Sie haben Angst. Angst vor dem Verlust ihrer Identität und ihres Wohlstands. Berechtigte Angst, denn Ausländer millionenfach ins Land zu holen und ihnen ein bedingungsloses Grundeinkommen zu zahlen, das ist natürlich ein Unding. Quatsch mit Soße oder Tünkram, wie es in Bremen heißt. Das Gutgemeinte frustriert alle Beteiligten und nährt das Böse. 

Wir im Fitnessclub sehen täglich beide Seiten. In letzter Zeit sind viele Assis bei Euch, hieß es vor Jahren mal in einer Google-Bewertung. Für Berlin-Marzahn? Nein, für Weinheim, eine württembergische Kleinstadt, umgeben von Wäldern und Weinbergen. Wahrscheinlich beginnt das finstere Ausland für die Autorin schon im Gorxheimertal. 

Doch grundsätzlich trainieren in unseren Fitnessclubs viele Menschen mit Migrationshintergrund, und viele ohne. Beide Gruppen von Mitgliedern bestehen aus Menschen, die etwas erreichen möchten. In sportlicher, materieller und in zwischenmenschlicher Hinsicht. Leute, die aufgeschlossen sind und Spaß haben wollen. Personen also, die man in allen Lebenssituationen gern um sich hat. Wir jedenfalls. 

Deshalb ist bei uns jeder willkommen, der Sport mag, seine Mitmenschen respektiert und vernünftig mit dem Inventar umgeht. Egal, wo Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Ururgroßmutter usw. geboren sind. Das fragen wir gar nicht erst, weil wir es uns ohnehin nicht merken können, und auch nicht merken wollen.


Samstag, 1. März 2025

Inkasso – Wish You Where Here

Ein Mitglied hört auf zu zahlen, meldet sich einfach nicht mehr. Der Vertrag läuft weiter, offene Posten türmen sich auf. Eine häufige Reaktion: Forderung verkaufen und vergessen. So kann man es machen. Doch es geht auch anders. Häufig liegen die Gründe für das Inkasso nämlich nicht beim Mitglied, sondern in Ihrer eigenen Organisation. Mitglieder, die nicht mehr zahlen, können pleite sein, häufig sind sie aber einfach nur genervt. Genervt von Ihnen.

Es gibt mindestens zwei interessante Zahlen zum Thema Inkasso. Erstens, die Inkassoquote, also der Anteil der betroffenen Forderungen am Gesamtumsatz. Zweitens, die Rekuperationsquote, also der Anteil der betroffenen Forderungen, den Sie am Ende des Inkassoprozesses doch noch aufs Konto bekommen. Befindet sich die Inkassoquote Ihrer Anlagen in einer engen Bandbreite, dann ist alles klar, egal wie hoch das Niveau ist. Die Quote kann beispielsweise 2% betragen oder 20%. Sie ist Ihrem Geschäftsmodell geschuldet und über dieses haben Sie vor langer Zeit entschieden. Gibt es jedoch erhebliche Differenzen zwischen den Anlagen, beispielsweise im Schnitt 2,5%, jedoch in einer Anlage 9,5%, dann haben Sie ein größeres Thema. Bei einer solchen Abweichung steht es um die betroffene Anlage offensichtlich nicht gut. Entweder gibt es ein Personalproblem oder es gibt ein Standortproblem. Es kann natürlich auch beides geben.

Ein Personalproblem kann nur entstehen, wenn Sie eine schlecht organisierte Mitgliederverwaltung und zu wenig Aufsicht in den Anlagen haben. Hand aufs Herz, wir hatten früher beides. Diese Fehler können rasch hunderttausende Euro kosten und verdienen daher Ihre Aufmerksamkeit. Faktisch tolerieren Sie Betrug. Dennoch ist das Personalproblem das schönere der beiden, denn Sie können es managen. Das Standortproblem, der zweite Grund für eine überdurchschnittliche Inkassoquote, lässt sich häufig nicht managen. Natürlich ist es möglich, dass Sie sich aufgrund Ihres Verkaufsmodells die zahlungsunwilligsten Personen im Umfeld Ihrer Anlage herausfischen. Falls es dort noch genug andere Personen gibt, können Sie die Anlage vielleicht retten. Häufiger wird es jedoch so sein, dass Sie einen Standort ausgewählt haben, dessen Umfeld grundsätzlich über eine schwache Zahlungsmoral verfügt. Jetzt rächt sich, dass sie bei der Standortauswahl keinen Crefo-Consumer-Score gezogen oder mit Ihrem Inkassodienstleister gesprochen haben. Falls Sie entdecken, dass Sie ein Standortproblem haben und gleichzeitig hohe Verluste schreiben, dann kramen Sie die Telefonnummer des Vermieters raus, und tun Sie, was getan werden muss.

Der zweite spannende Wert ist die Rekuperationsquote, also der Anteil der Forderungen, der zwar zahlungsgestört, aber einbringlich ist. Wenn die Inkassoquote und die Rekuperationsquote beide hoch sind, dann haben Sie ein richtig schlechtes Mahn- und Inkassowesen. Sie werfen Geld mit vollen Händen aus dem Fenster. Ein schönes Problem, weil es leicht zu lösen ist. Schwieriger ist es, wenn die Inkassoquote hoch und die Rekuperationsquote niedrig ist. In diesem Fall haben Sie meist ein Standortproblem, mit den oben geschilderten Konsequenzen.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Inkassoforderungen nicht zu verkaufen, sondern einen Dienstleister mit der Lokalisierung des Schuldners und dem Einzug der Forderung zu beauftragen. Sie machen es sich auf der Rückbank bequem, fahren aber weiterhin mit. Falls Sie dennoch auf den Verkauf setzen, dann stellen Sie sicher, dass Sie dem Inkassounternehmen immer alle Inkassoforderungen verkaufen. Falls Sie es dem Inkassounternehmen überlassen, welche Forderungen es ankaufen möchte, dann haben Sie von allen möglichen Kombinationen die schlechteste ausgewählt. So wie wir früher.

Erstaunlich viele Inkassofälle lassen sich durch eine gute Mitgliederverwaltung abwenden. Wichtig ist, den persönlichen Kontakt zunächst selbst zu suchen. Die Qualität Ihrer Stammdaten ist dabei von entscheidender Bedeutung. Haben Sie beim Vertragsabschluss geschlampt oder achten Sie nicht darauf, die Kontaktdaten Ihrer Mitglieder stets aktuell zu halten? Dann sind Sie selbst ein wichtiger Auslöser von Inkassoverlusten. Neben guten Stammdaten ist ein knapper Zeitplan von Bedeutung. Nach 2-3 Wochen sollte ein zahlungsgestörtes Mitglied erstmals kontaktiert werden; nach 6-8 Wochen sollten Sie den Stecker ziehen. Zuwarten macht alles nur schlimmer. 

Die Arbeit mit zahlungsgestörten Kunden kann seltsamerweise Freude bereiten, und das nicht nur für Sadisten. Zahlungsstörungen sind keine Charakterfrage, sondern ein äußerst menschliches Phänomen. Hinter jedem Fall steckt eine Geschichte, und Sie sind Teil dieser Geschichte. Es kann große Freude bereiten, einen drohenden Inkassofall doch noch abzuwenden. Zudem, wenn Sie mit der Inkassovorbereitung zu tun und ein Händchen dafür haben, dann müssen Sie weder amerikanische Sitcoms ansehen noch Psychologie studieren. In wenigen Bereichen lernt man mehr über seine Mitmenschen als dort.

Ebenso viel lernen Sie bei der Beschäftigung mit dem Inkassoprozess über Ihre eigene Organisation.


Gendertoiletten – Easy on Me

Es ist atemberaubend, was Genetiker im Laufe der Zeit über uns herausgefunden haben. Für Ihren Fitnessclub bedeutet dies allerdings, dass Si...