Warren Buffett, der für seine Bodenständigkeit bekannte Investor aus Omaha, nannte sein erstes Privatflugzeug The Indefensible. Jahrzehntelang hatte er Firmenchefs in Amerika vorgeworfen, das Geld ihrer Aktionäre zu verschwenden, unter anderem für Firmenjets. Dann kauft er selbst eines. Nicht zu begründen, nicht zu verteidigen.
Wir haben kein Firmenjet. Doch auch bei uns gibt es Dinge, die sich im Grunde nicht verteidigen lassen. Eines davon betrifft das Muskelshirt, den Dental-Floss-Bikini für Kerle. Beim Training den Männern ein Muskelshirt untersagen und Frauen das Tanktop erlauben: Das ist ja wohl das Hirnrissigste, was ich jemals gehört habe. Diskriminierung von Männern. Umzingelt von Idioten. Gemeint sind natürlich wir. Warum also tun wir uns das an? All die aufgebrachten Gespräche im Club, die Emails und Ein-Sterne-Bewertungen, weil es Null-Sterne nicht gibt. Also, hier unsere Überlegungen.
Es ist sinnvoll, beim Sport Kleidung zu tragen, weil diese Gerüche bindet und Schweiß von Geräten fernhält. Vor kurzer Zeit wurde nicht einmal das Handgeben als schicklich betrachtet. Daher sollten Anstrengungen, einen Haut-Polster-Kontakt zu vermeiden, jedem einleuchten. Der Kontakt ist eklig und kann ungesund sein. Muskelshirts helfen in dieser Hinsicht im Fitnessclub deutlich weniger als normale lang- oder kurzarmige Sportbekleidung. Männer haben zudem meist mehr Muskelmasse als Frauen und trainieren anders. Dies macht transpirative und olfaktorische Themen für sie akuter.
Für Frauen gilt in Bezug auf Polster und Sportkleidung natürlich prinzipiell das Gleiche und deshalb empfehlen wir auch Frauen, auf Tanktops zugunsten etwas großflächigerer Teile zu verzichten. Aber es gibt zumindest einen inoperablen Unterschied zwischen den Geschlechtern: keiner Frau kann man vorschreiben, auf Lippenstift oder Tanktops zu verzichten. Wir haben es probiert, die US Army hat es probiert. Bei keinem hat es funktioniert. Geht einfach nicht. Es sei denn, Sie sind beim Taliban.
Doch nicht nur im Orient, auch hier bei uns gibt es Gepflogenheiten für Kleidung, die sich zum Teil krass zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Ein Banker kann Tag für Tag mit demselben blauen Anzug in die Filiale schlurfen, während von seiner Kollegin erwartet wird, dass sie sich jeden Tag kleidungsmäßig etwas Neues überlegt. Bei gesellschaftlichen Anlässen hingegen können sich Frauen deutlich mehr rausnehmen als Männer. Fazit: Gleichberechtigung bei Kleidung ist eine Illusion.
Warren Buffett nannte sein zweites Flugzeug The Indispensable, das Unverzichtbare. So weit würden wir nicht gehen. Unsere Sichtweise ist nur eine von vielen. Wir behaupten nicht, die Weisheit gepachtet zu haben. Auch kennen wir die Zukunft nicht. Bald kommt bestimmt jemand, der sich von den Geschlechterbezeichnungen nicht angesprochen fühlt, oder ein Amtsgericht fordert freie Sicht auf männliche Achselhöhlen. Let’s cross that bridge when we get to it, sagt der Amerikaner, und schiebt zwei weitere Scheiben auf die Olympiastange.
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