Jeder, der die Wonder Woman-Filme mit Gal Gadot kennt, hat ihn vor Augen, den Mythos der Amazonen. Selbstbewusste kriegerische Frauen, die zu Pferd in den Kampf ziehen. Das Buch zum Film stammt von Herodot aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. und basiert auf noch älteren Erzählungen. Soweit klar. Weniger bekannt ist, dass es diese reitenden Kriegerinnen tatsächlich gegeben hat. Die Legende sagt, dass sie zur Zeit der trojanischen Kriege an der Südküste des Schwarzen Meeres lebten. Wahrscheinlich wurden sie später an dessen Nordufer zu den Skythen verschlagen und gründeten dort das Volk der Sarmaten. Sicher ist, dass es jede Menge archäologische Funde weiblicher Krieger gibt, die mit goldbelegten Rüstungen, Zaumzeug und Waffen bestattet wurden, vom Altai Gebirge im Osten bis hin zum Molotschna-Fluss im Süden der Ukraine. Leider derzeit wieder ein Kriegsgebiet.
Ohne jeden Zweifel beeindruckt die athletische Leistung, einen Pfeil zielgenau von einem galoppierenden Pferd aus abzuschießen. Hierzulande steht dem dafür erforderlichen Training jedoch das Bundeswaffengesetz im Wege. Nicht zuletzt deshalb kam vielleicht die Idee des Frauenclubs auf, eines Fitnessclubs, in dem Männer nicht trainieren dürfen. Eigentlich leicht nachvollziehbar. Männer können äußerst nervig sein, herumbaggern, glotzen, Tipps geben, die keiner hören will, und so weiter. Doch hätten die sarmatischen Kriegerinnen für ihr Training einen Frauenclub gewählt?
Wissen wir natürlich nicht. Doch es gibt gute Gründe, die dagegen sprechen:
Zunächst einmal waren sie Leistungssportlerinnen. Der Ausschluss von Männern ist, wenn es um Spitzenleistungen geht, sicher keine gute Idee. Wettbewerb ist nun mal eine Triebfeder für Leistungssteigerungen. Keine Männer bedeutet weniger Wettbewerb und weniger Spitzenleistungen. Da geht es gar nicht um Genderthemen, nur um das Gesetz der großen Zahl.
Zudem waren sie Kriegerinnen. Da die Sarmaten in Bezug auf die Rolle der Frau in der Schwarzmeerregion eine Alleinstellung hatten, trafen sie im Kampf wohl überwiegend auf Männer. Einige davon müssen würdige Gegner gewesen sein. Andernfalls wären die beerdigten Kriegerinnen alle Großmütter gewesen, waren Sie aber nicht. Kriegerinnen suchen die Herausforderung und wollen gewinnen, was damals bedeutete: Männer eliminieren. Auch in dieser Hinsicht wäre der Frauenclub kein optimales Trainingsumfeld gewesen.
Letztlich waren sie Frauen. Gal Gadot sagt: men are essential for procreation, but when it comes to pleasure... unnecessary. Möglich, dass bei der Übertragung vom Altgriechischen ins Englische etwas dramatisiert wurde, wäre ja nicht das erste Mal in Hollywood. Doch muss gefragt werden, nach welchen Kriterien die sarmatischen Kriegerinnen wohl ihre Lebensabschnittspartner ausgesucht haben? Offensichtlich ging es dabei nicht um romantische Abendessen und Händchenhalten. Unnecessary lässt recht wenig Spielraum für Interpretation. Die damals verfügbaren Foren zur fortpflanzungsbezogenen Kontaktaufnahme waren überschaubar: Nachbarschaft, Wochenmarkt, Raubzüge und so. Daher waren die Kriegerinnen sportlichen Wettkämpfen mit Männern sicher zugeneigt, allein schon zu Zwecken der Kandidatenschau und Qualitätsprüfung. Auch ist aufgrund der dabei wohl zum Einsatz gekommenen Trainingsgeräte - Schwerter, Lanzen, Pfeil und Bogen - anzunehmen, dass nicht alle Anwärter dies ganz schadlos überstanden haben. Aber Männer gab es aufgrund der ehr saisonal angelegten Nutzung ohnehin genug.
Zurück in die Gegenwart. Berufsbilder, Partnersuche und Trainingsmöglichkeiten haben sich weiterentwickelt. Wir möchten den Sinn und Zweck von Frauenclubs nicht grundsätzlich in Frage stellen. Die Motive moderner Frauen, welche keinen Spaß am Training in regulären Fitnessclubs haben, können vielfältig sein. Häufig sind wohl gar nicht die Männer das Thema, sondern schlechtes Management. Es gibt unzählige Betreiber, die sich lediglich als Geräteaufsteller verstehen und denen das Geschehen auf der Fläche weitgehend egal ist. Bei diesem Ansatz wundert es niemanden, dass viele Frauen abwinken. Doch es geht auch anders.
Zunächst der einfache Teil: Abgegrenzte Frauenbereiche, klar, die braucht man heutzutage. Auch gibt es Geräte, die von Frauen gern genutzt werden, welche aber ungewöhnliche Bewegungen erfordern. Adduktion, Abduktion beispielsweise. Solche Geräte müssen sorgfältig positioniert werden. Zumindest ein Satz davon gehört in den Frauenbereich, selbstverständlich mit einer korrekten Ausrichtung. Zudem muss man über den Stellplan der Geräte Auswahl schaffen. Manchmal möchten Trainierende im Zentrum schwitzen, manchmal lieber am Rande. Mal wird Abstand zu anderen Trainierenden gesucht, mal Nähe. Dies sollte ein guter Club ermöglichen, indem dieselben Trainingsgeräte in verschiedenen Bereichen des Clubs platziert werden.
Nun zum anspruchsvollen Teil: Jeder gute Club benötigt vernünftige Regeln, die konsequent umgesetzt werden. Personen, gleich welchen Geschlechts, die sich anderen Mitgliedern gegenüber unangemessen verhalten, müssen unverzüglich angesprochen und, falls uneinsichtig, vor die Tür gesetzt werden. Die Mitarbeiter im Club müssen diese Entscheidung ad hoc und ohne Rücksprache treffen können, sonst leidet der Respekt vor ihren Anweisungen. Dafür benötigen Ihre Mitarbeiter Sensibilität und jede Menge Selbstvertrauen. Für beides sind Sie mitverantwortlich. Sie sollten Ihr Team sorgfältig schulen, selbstständiges Arbeiten fördern, und niemals eine Entscheidung zum Umgang mit Störenfrieden in Frage stellen.
Dass schlechtes Management ein Grund die Existenz von Frauenclubs sein könnte, ist lediglich eine Hypothese. Selbstverständlich teilen wir ohne Wenn und Aber die zeitlose Feststellung von Gal Gadot: The choice each must make for themselves.
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