Donnerstag, 1. August 2024

Virtual Fitness – Video Killed the Radio Star

Men in Black ist diese amerikanische SciFi-Serie, die humorvoll mit kosmologischen Konzepten spielt. Einmal wird eine Galaxie gesucht, die sich später als Anhänger eines Katzenhalsbands wiederfindet. Großes ganz klein. In einer anderen Folge wird ein Gepäckschließfach geöffnet, in dem eine als Buschmänner verkleidete Truppe von Schlümpfen haust, die eine Armbanduhr verehrt. Kleines ganz groß. Klamauk natürlich. 

Liest man jedoch bei hochkarätigen Kosmologen wie Max Tegmark nach, dann erfährt man, dass solche Perspektivwechsel zum Verständnis unseres Universums unerlässlich sind. Und tatsächlich, auch im Fitnessclub gibt es ähnlich gelagerte Phänomene. Sie nehmen die Form von Fitnessgeräten oder Kursräumen mit Bildschirmen an. Auf diesen Bildschirmen radelt man durch die französischen Alpen oder joggt die Fifth Avenue runter. Man lässt sich zum Yogakurs in ein balinesisches Kloster schalten. Die große weite Welt auf 23,8 Zoll in Full HD. Das geht alles auch von zuhause. Peloton heißt das Wunderwerk, ein Spinning Bike mit angeschraubtem Tablet. In amerikanischen Best-Ager-Sitcoms kippen die Leute regelmäßig ohnmächtig von diesen Teilen runter. Der Hersteller versichert aber, dass dies der Phantasielosigkeit der Serienautoren, nicht der Trainingsform geschuldet ist. Der Aktienkurs ist trotzdem im Keller. Die Fitnessbranche selbst ist hin und her gerissen. Einige Anbieter möchten Ihnen Räder, Laufbänder und Hantelbänke ins Wohnzimmer stellen, um Ihr Training zu einem Massiv Multiplayer Online Game zu machen. 

Die spontane unternehmerische Antwort ist klar: Stellen wir ein paar von den Teilen hin und schauen, was passiert. Werden sie benutzt, dann holen wir mehr, sonst war‘s das. Aber was passiert in Ihrem Club, wenn Sie den Versuch starten, das Trainingserlebnis zu virtualisieren? Zum einen ist dies ein teurer Spaß. Das Trainingsgerät ist eine langlebige Hochleistungsmaschine. Fest verbunden nun mit einem elektronischen Chip, der wenige Euro kostet und noch weniger Jahre hält. Eine unheilige Allianz. Zudem brauchen Sie gutes Internet, und zwar auch dann, wenn Netflix, Prime und Disney aus allen Rohren feuern. Letztlich kommt das Mitglied, das auf Ihrem interaktiven Laufband trainiert, gerade aus dem Homeoffice und hat dort stundenlang auf einen oder mehrere Bildschirme gestarrt. Wenn es bei Ihnen aufbricht, geht es oft ab nach Hause, zurück an die Bildschirme oder vor den Fernseher. Unterwegs werden WhatsApp und Snapchat gecheckt. Bringt Ihr Bildschirm am Laufband da wirklich einen Mehrwert oder reichen Sie zur Pause einen digitalen Energydrink, der weder gewünscht noch nahrhaft ist?

Am Ende entscheiden die Mitglieder. Vielleicht haben Sie teuren Elektroschrott auf der Fläche herumstehen oder möglicherweise kommt alles wie bei Minority Report. Dann lagen Sie richtig und können in ein paar Jahren über unsere haltlosen Bedenken schmunzeln. Falls Sie nicht so lange warten möchten, verfolgen Sie die Preisentwicklung gebrauchter Geräte mit und ohne Bildschirm auf fitnessmarkt.de oder bei Ebay. Dort finden Sie Ihre Antwort früher.


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